Das Projekt

German History Intersections ist ein quellenbasiertes digitales Projekt, das drei große Themenbereiche über den Zeitraum von 1500 bis zur Gegenwart untersucht – Migration, Wissen und Bildung sowie Deutschsein. Indem diese Themen über Jahrhunderte hinweg verfolgt werden, bietet das Projekt eine Alternative zur traditionellen Geschichtsschreibung, die sich auf einzelne historische Perioden konzentriert.

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Die Themen

Migration
Ausgehend von individuellen Lebensgeschichten und den kollektiven Erfahrungen von Migrantengruppen untersucht dieses Modul die Wanderungsbewegung von Menschen über und innerhalb der sich verschiebenden Grenzen Mitteleuropas von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.
Wissen und Bildung
Bildung, Ideen und die Wissensgeschichte stehen im Mittelpunkt dieses Moduls, das die Konstruktion, Verhandlung, Zirkulation und Organisation verschiedener Arten von „Experten“- und Populärwissen in Deutschland von der Reformation bis zum digitalen Zeitalter erforscht.
Deutschsein
Dieses Modul beschreibt die vielschichtige und sich ständig verändernde Bedeutung des Deutschseins vom Heiligen Römischen Reich bis zum heutigen Europa. Ein zentrales Thema ist die Überschneidung des Deutschseins mit anderen Merkmalen der Identität, wie Geschlecht, Ethnizität, Religion, und soziale Schicht.

Fokus

Blinde Bibliotheksbenutzer/innen lernen in der Berliner Königlichen Blindenanstalt die Blindenschrift (Braille) (ca. 1906)

Ich habe dieses Bild der Bibliothek der Preußisch-Königlichen Blindenanstalt wegen seines faszinierenden Zusammenspiels von Alt und Neu gewählt. Die Grundlagen des Lernens im Abendland liegen in der griechischen Philosophie, insbesondere bei Platon, der in seinem berühmten Höhlengleichnis das Lernen als eine emanzipatorische Bewegung aus der Dunkelheit ins Licht darstellt. Mit der Einführung der Blindenschrift konnten blinde Deutsche diese Bewegung auf ihre Weise vollziehen, sich emanzipieren und sich auf mehrere Formen von Arbeit und Freizeit vorbereiten als zuvor. Das Bild vereint auch ältere Methoden der wissenschaftlichen Untersuchung, wie die Geschichte des Lesens, mit neueren Methoden aus jüngeren Bereichen, wie den Disability Studies. Eine besondere Stärke der Wissensgeschichte als Forschungsfeld ist ihre dynamische Flexibilität und ihre Fähigkeit, Lernen aus verschiedenen Bereichen zu integrieren.

Jeff Zalar, University of Cincinnati, Mitglied der Arbeitsgruppe „Wissen und Bildung

Bildnachweis: Illustrirte Zeitung (1906), S. 667.